Die Luft wird für sie immer dünner – und offensichtlich ist nur noch eine einzige Person übrig, die Anne Spiegel von den Grünen weiterhin für eine fähige Bundesministerin hält: Sie selbst. Als damalige Umweltministerin von Rheinland-Pfalz hat sie nicht nur ihren Job in der Flutnacht zum 15. Juli 2021 buchstäblich verschlafen und dadurch das Leid und sogar den Tod vieler Menschen zumindest mitzuverantworten gehabt. Sie hat auch noch versucht, diese Verantwortung auf andere abzuwälzen und sich selbst in ein gutes Licht zu rücken. Wie jetzt bekannt wurde, hat sich Spiegel dann, keine zwei Wochen nach der verhängnisvollen Naturkatastrophe, in den Familienurlaub verabschiedet – für einen ganzen Monat! Während zu Hause Menschen vor den Trümmern ihrer Existenz standen und in Notunterkünften übernachten mussten, brachte sie unter der französischen Sonne ihre Work-Life-Balance wieder in Ordnung.
Dafür hat sie jetzt in einer beispiellosen Vorstellung vor laufenden Kameras um Entschuldigung gebeten. „Es war ein Fehler, daß wir so lange in Urlaub gefahren sind“, sagt sie mit brüchiger Stimme. Aber nicht ohne wieder zu relativieren, denn nach der Flutnacht habe sie ja doch noch das ein oder andere getan.
An den Kabinettssitzungen habe sie aber, anders als sie zunächst behauptete, dann doch nicht per Videokonferenz teilgenommen. Sprich: Sie hat gelogen. Dass sie ihre Auszeit zur Unzeit nahm, begründet Anne Spiegel übrigens damit, dass ihre Familie stark unter der Corona-Zeit zu leiden hatte. Wer nicht? Und darunter, dass sie als Mutter stark beruflich eingebunden war. Warum man sich dann noch um das Amt als Bundes-Familienministerin bewerben muss, ließ sie offen. Und weil es ihrem Mann nicht gut ging.
Selbst die Grünen-Parteispitze hat Anne Spiegel nun den Rücktritt nahegelegt. Die CDU fordert diesen ebenso. Die gleiche CDU übrigens, deren eigene Umweltministerin in Nordrhein-Westfahlen, Ursula Heinen-Esser, ebenfalls nach der Flut in den Urlaub düste. Und dafür nun zurücktreten musste. Sie zog es damals nach Mallorca. Die gleiche CDU, deren damaliger Landeschef und Kanzlerkandidat Armin Laschet zwischen den Trümmern im Flutgebiet einen Lachanfall bekam. Die Causa Spiegel ist nur ein Beispiel von vielen, wie immer mehr unfähige, eiskalte und völlig abgehobene Politiker von den Altparteien in Spitzenämter befördert werden. Anne Spiegel ist dennoch negativ herausragend. Deshalb muss sie, sollte sie sich weiter an ihren Posten klammern, endlich von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) entlassen werden. Er würde ihr einen Gefallen tun.